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Posts Tagged ‘kulturelle Brücken’

„Mir ging es vor allem darum, im Buchhandel eine eigene Sektion für türkische Literatur zu schaffen, damit sie nicht einfach als arabische Literatur vermarktet wird“, sagt die türkische Literaturagentin Nermin Mollaoğlu zu ihrer Motivation. Inwieweit ihr das mit ihrem Team bei Kalem Agency, 2005 in Istanbul gegründet, gelungen ist, mit welchen Schwierigkeiten sie zu kämpfen hat und wie wichtig der Dialog mit Übersetzer:innen ist, erzählt die Trägerin des Literary-Agent-Award der Londoner Buchmesse in Interviews.
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Amitav Ghosh, Die InselnDesh koi lautet das Schibbolet („Password“) zur bengalischen Diaspora: Aus welcher Gegend stammst du? Stimmen- und Sprachengewirr in einer fremden Stadt, alles unbekannt, Eindrücke stürzen auf dich ein, bald aber fokussieren sich die Sinne, du nimmst Details wahr, der Sprachendschungel lichtet sich, du fängst an zu verstehen. So ergeht es dem Antiquar Deen Datta aus Brooklyn in Venedig, als er unvermutet an jeder Ecke Bengali vernimmt. Amitav Ghosh, der auf Englisch schreibende Weltliterat mit bengalischen Wurzeln, zerrt seinen so arrivierten wie vorurteilsbehafteten Protagonisten in seinem neuen Roman Die Inseln (2019) gnadenlos aus der Komfortzone und wirft ihn auf einer Route von Kalkutta/Kolkata, Los Angelos, Venedig bis nach Sizilien mitten hinein in einen Strudel aus Mythen und Migrationsbewegungen, Metaphysik und Klimakatastrophe.

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Jeder Tourist träumt davon, für die Dauer seines Aufenthalts dazuzugehören, an- und aufgenommen zu werden, vor allem aber, tiefen Einblick in Leben und Gesellschaft der Menschen im Zielland nehmen zu dürfen. Meist fehlt es jedoch an der nötigen Zeit ebenso wie an Sprachkenntnissen.

Betty Kolodzy, Istanbul WalkingIstanbul-Reisende können sich nun von Betty Kolodzy an die Hand nehmen lassen und mit ihr von Begegnung zu Begegnung schlendern, auf der Straße, zum Tee in einem Geschäft, zu ungeheuren Portionen Mantı, den türkischen Ravioli, im Kreis neugieriger Hausfrauen oder etwa zum Backgammon-Spiel im Teegarten bei Onkel Ibrahim, der unversehens weitergehende Ambitionen entwickelt. Kolodzy hat einige Monate in Istanbul verbracht und sich die Zeit und Muße genommen, auf die vielfältigen Melodien der Menschen in der Megalopolis zu hören, schlaglichtartig einzelne Gesichter auf sehr persönliche Weise aus der Menge herauszuheben und die kleinen Episoden, die ihr Tag für Tag widerfuhren, aufzuschreiben. (mehr …)

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“Der Strom der Geschichte schwemmt die kleinen Geschichten der Individuen fort und lässt sie untergehen, die Woge des Vergessens löscht sie aus dem Gedächtnis der Welt. Schreiben bedeutet vor allem auch, am Ufer entlanggehen, stromaufwärts fahren, schiffbrüchige Existenzen auffischen und Strandgut wiederauffinden, das sich an den Ufern verfangen hat, um es zeitweilig auf einer Arche Noah aus Papier unterzubringen …”
So Claudio Magris, Preisträger des Friedenspreises des Börsenvereins des dt. Buchhandels 2009, in seiner Dankesrede am 18. Oktober in der Paulskirche. Die diesjährige Buchmesse stand im Zeichen des Ehrengasts China und der Diskussion über E-Books und die Zukunft gedruckter Bücher. Wird aus der “Arche Noah aus Papier”, wie Magris sie noch postuliert, ein virtuelles Boot im worldwidesea?
Ob der Diskussion mit und über Dissidenten wie auch der Konflikte mit der offiziellen Delegation gingen Inhalte und Protagonisten der zeitgenössischen chinesischen Literatur in Frankfurt ein wenig unter, Werk und Wirken des Friedenspreisträgers Magris gar waren vielfach nur noch eine Randnotiz wert. Er hat sich den Frieden auf die Fahnen geschrieben und tritt für ein neues, offenes Europa ein: “Auf Europa wartet die Aufgabe, sich den neuen Kulturen der neuen Europäer aus der ganzen Welt zu öffnen, die es durch ihre Mannigfaltigkeit bereichern.” Nur so kann es in die Zukunft gehen, für uns alle, die wir lesen, schreiben, übersetzen, kulturelle Brücken bauen … gilt diese Aufforderung in besonderem Maße. “Uns selbst in Frage zu stellen und offen zu werden für den größtmöglichen Dialog mit anderen Wertesystemen”, sagt Magris weiter, vergisst aber auch nicht, eine Grenze – die letzte Grenze – zu ziehen, um ein “winziges, aber präzises und nicht mehr verhandelbares Quantum an Werten … an für immer erworbenen Werten, die nicht mehr zur Diskussion gestellt werden …” Diese Werte gilt es herauszufiltern, auszusieben wie Goldsplitter. Mein Beitrag dazu kann darin liegen, hier Strandgut aus dem Alltag des Lesens, Schreibens und Übersetzens unter die Lupe zu nehmen.

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